1855 entstand in Walle eine Ziegelei. Der für die Produktion benötigte Ton kam ab 1889 aus der Kuhle nordöstlich von Walle (heute rechts der Straße von Walle nach Groß Schwülper vor der großen Linkskurve). Um den dort abgebauten Ton zur 1.100 Meter entfernten Ziegelei an der jetzigen Abzweigung Schunterstraße/Ziegeleiweg zu transportieren, wurde 1923/24 eine Drahtseilbahn gebaut. Auf der gesamten Länge gab es mehrere Zwischenunterstützungen. Leider war der Betrieb nicht sehr sicher. Nachdem die Tragseile mehrfach gerissen und die Hängeloren abgestürzt waren, musste im Bereich der Straße eine Fangbrücke hergestellt werden. 

Am wirtschaftlichen Aufschwung der "Gründerzeit" nach dem Krieg 1870/71 konnte man aufgrund der vorhandenen Technik in der Ziegelei zunächst teilhaben. Zum Bau der "Bürgerhäuser" in Braunschweig wurden große Mengen von Backsteinen und Dachziegeln benötigt. 

Fotos und Zeichnungen von der Waller Ziegelei sind nur spärlich vorhanden. Es steht jedoch fest, dass es sich wie in Groß Schwülper um eine Dampfziegelei gehandelt hat. Alle Geräte einer mechanisierten Dampfziegelei wurden von Dampfmaschinen angetrieben. 

In der Waller Ziegelei dürfte die Dampfmaschine für die Antriebe der Drahtseilbahn und der Tonmühlen gedient haben. Zur Unterbringung war eine Maschinenhaus mit einem hohen Schornstein erforderlich. 

Wichtigster Bestandteil der Ziegelei war der Brennofen im Zentrum der Anlage. In der damaligen Zeit kamen Ringöfen zum Einsatz, die aus einem Oval mit mehreren Kammern bestanden. In der Mitte des Brennofens war ein hoher Schornstein angeordnet. 

Die Waller Ziegelei verfügte über zwei hohe Schornsteine, die neben dem Maschinenhaus und dem Brennofen-Gebäude auf dem Grundstück vorhanden waren. Außerdem befanden sich auf dem Ziegeleihof mehrere Trockenschuppen und zwei Tonmühlengebäude. In alten Plänen sind außerdem ein Stall und ein Wohnhaus enthalten. 

Mit der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre drohte auch der Waller Ziegelei das Aus. So mochte es manchem ganz recht sein, dass es am 15.02.1926 gegen 17:30 Uhr ohne ersichtlichen Grund in der Ziegelei zu einem Brand kam. Böse Zungen sprachen von Brandstiftung. Doch dieser Verdacht konnte nicht gerichtsfest bewiesen werden. 

1938 wurde schließlich ein Schlussstrich unter das Kapitel "Waller Ziegelei" gezogen. Der ehemalige Ziegelmeister Heinrich Gelis kaufte die 1898 gebaute "Villa", früher Wohnung des Ziegeleidirektors. Die Reste von Ringofen und Trockenschuppen auf dem Ziegeleigrundstück wurden abgerissen. Das noch auf dem Hof stehende Wohnhaus nebst Scheune und Garten erwarb Wilhelm Brüder. Nach 1945 entstanden dort die ersten Bauten für Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten. Heute sind auch die letzten an die frühere Ziegelei erinnernden Reste verschwunden und an deren Stelle moderne Wohnhäuser entstanden. 

12 Ziegelei Tafeltext

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